On Cloudsurfer
Keywords:
Schon wieder On?
Ja, ich habe schon zwei Testberichte zu Schuhen des jungen Schweizer Herstellers auf diesem Blog veröffentlicht und einen weiteren Bericht über den guten Service, den ich beim Kontakt mit On erlebt habe. Die bisherigen Schuhe von On hatte ich mir aber selbst gekauft (den Cloud als ersten Versuch, den Cloudrunner und Cloudracer aus Überzeugung). Als der Laufschuhhersteller im Herbst 2015 seine neuen Modelle vorstellte, unter denen auch der Cloudsurfer war, habe ich in der Schweiz mal nachgefragt, ob ich diesen Schuh zum Testen erhalte. Vielen Dank an das Team von On dafür, das mir ein paar Cloudsurfer kostenfrei für diesen Test zur Verfügung gestellt wurden.
Über die Firma On
Der „kleine“ Laufschuhhersteller aus der Schweiz wurde 2010 vom ehemaligen dreifachen Duathlon-Weltmeister und sechsfachen Ironman-Sieger Olivier Bernhard und seinen beiden Freunden David Allemann und Caspar Copetti gegründet.
Nachdem Olivier Bernhard vom Spitzensport zurückgetreten ist, hatte er Lust und endlich auch die Zeit das perfekte Laufgefühl zu entwickeln. Zusammen mit einem Ingenieur der Schweizer ETH entwickelt er viele Prototypen, bei denen teilweise zerschnittene Gartenschläuche als Cloud-Elemente unter der Sohle geklebt wurden.
Dem ehemaligen Spitzensportler war früh klar, dass die bisher bei anderen Laufschuhen verbaute Dämpfung suboptimal ist, da diese nur vertikal arbeitet. Eine derartige Dämpfung ist super beim Aufprall eines Seilchen springenden Sportlers, aber nicht eines Läufers, der in der Vorwärtsbewegung aufkommt. Außerdem sollte die Dämpfung möglichst nur beim Aufprall wirken und beim Abstoß nicht, so dass dort keine Energie verschwindet.
On ist heute in insgesamt über 30 Ländern bei mehr als 1.700 Laufsporthändlern in Europa, Nordamerika, Südamerika und Asien-Pazifik vertreten und hat neben dem Hauptsitz in Zürich weitere Standorte an der amerikanischen Westküste in Portland, Oregon und in Yokohama, Japan. Daher setzt sich das Team des Schweizer Herstellers aus über 10 Nationalitäten zusammen und besteht aus über 60 Mitarbeitern.
Olivier Bernhard ist noch immer in der Entwicklung tätig, da er weiterhin Verbesserungspotential sieht und die Schuhe perfektionieren will. Caspar Copetti leitet das Sales-Team und bringt die Schuhe in die Welt hinaus. David Allemann kümmert sich um Marketing und Design.
Den ersten ISPO Award gewann On, nachdem sie Prototypen ihrer Laufschuhe eingeschickt hatten. Mittlerweile kamen weitere Preise, wie der Design Preis Schweiz, mehreren ISPO Awards (zuletzt dem ISPO Gold Award 2015 für den On Cloud) hinzu.
Auspacken
Auch der Cloudsurfer kommt, wie meine bisherigen anderen Schuhe von On in einem schlichten braunen Schuhkarton, auf welchem groß das On-Logo in schwarz aufgedruckt wurde.
Die Schuhe sind in weißes dünnes Seidenpapier, auf welchem mehrfach klein das Firmenlogo aufgedruckt wurde, eingeschlagen. Nach dem Entfernen des Papiers gibt es erst einmal einen Angriff auf die Retina, denn das Neongelb der Schuhe ist wirklich grell. Das kommt auf den Fotos gar nicht so zur Geltung.
Neben den Schuhen findet sich im Karton noch eine „Owner Card“ mit individueller ID. Der Hersteller möchte das Wir-Gefühl zwischen den Trägern dieser Schuhe stärken und bietet daher einen Members-Club an. Man kann sich dort anmelden, muss es aber nicht.
Ein zweites paar Schnürsenkel lag diesem Modell leider nicht bei.
Details
Wer schon Schuhe von On hat, weiß, dass diese immer mit einem flotten Spruch auf der Innensohle daher kommen. Beim aktuellen Cludsurfer ist es der Spruch „I unleash your Speed“. Ob dies stimmt, werden wir später noch sehen.
Auf der Benadelung der Schnürsenkel findet sich wie bei allen anderen Schuhen von On der Aufdruck "Put me on". Am rechten Schuh ist am Mittelfuß eine kleine Schweizer Flagge, neben dem Schriftzug „Swiss Engineering“ zu sehen. Der selbe Schriftzug findet sich bei beiden Schuhen auch unterhalb des On-Logo auf der dünnen Zunge und im Vorfußbereich zwischen den Cloudelementen.
Das Obermaterial besteht aus leichtem Microfiber 3D-Air-Mesh, welches eine auffällige Laserperforation in verschiedenen Größen aufweist, die eine optimale Lüftung des Fußes bewirken sollen. Unterhalb des Obermaterials befindet sich der hellere Innenschuh, welcher durch die Perforation des gelben Obermaterials zu sehen ist und den Fuß Sockenartig umschließt.
Auf beiden Seiten der Schuhe findet sich am Mittelfuß das On-Logo, welches als Reflektor ausgeführt wurde. Das Logo findet sich nochmals als kleinere, aber auch reflektierende Version, oberhalb des kleines Zehs. An der Ferse befindet sich am linken Schuh das „O“ und am rechten Schuh das „n“, die ebenfalls als Reflektoren ausgeführt wurden. Oberhalb der Buchstabden sind nochmals zwei reflektierende Streifen die sich langsam nach vorne und nach unten ziehen. So viele Reflektoren? Man könnte meinen, der Hersteller hat diesen Schuh explizit für die dunkle Jahreszeit hergestellt.
Die Sohle
Der größte Unterschied zwischen Schuhen von On und Schuhen anderer Hersteller ist eindeutig die Technologie der Sohlenkonstruktion. On sagt, das eine Stütze für Über-/Unterpronation nicht notwendig ist, sondern, dass die Schuhe dabei helfen einen korrekten Bewegungsablauf zu entwickeln.
Die Idee hinter der Cloudtec Sohle ist es weich zu landen und hart abzustossen. Dazu sind unter der Sohlengrundkonstruktion, Speedboard genannt, die Cloudelemente angebracht. Diese Elemente sind so konzipiert, das sich diese bei der Landung zusammendrücken und damit eine optimale Dämpfung ermöglichen. Beim Abstossen verzahnen sich die Elemente, so dass das Abstossen nicht schwammig sondern kraftvoll möglich ist.
Der Cloudsurfer ähnelt was die Sohlenkonstruktion betrifft dem Cloudrunner, hat jedoch vorne nur neun Cloudelemente und vier große Cloudelemente an der Ferse. Im Vergleich dazu hat der Cloudrunner elf Elemente unter Vor- und Mittelfuß und vier Elemente an der Ferse, die weiter nach hinten reichen, wie man auch gut meinem Testbericht des Cloudrunners entnehmen kann. Beim Cloudrunner sind die Cloudelemente asymetrisch angeordnet: an der Außenseite mehr, als an der Innenseite. Beim Cloudsurfer sind die Cloudelemente gleichmäßig verteilt. Hatten die einzelnen Clouds des Cloudrunner kaum ein Profil, bieten die Clouds des Cloudsurfer ein griffiges Zickzack-Profil (Pfeil-Prägung).
Laut dem Schweizer Laufschuhhersteller passt sich das Dämpfungssystem individuell an die jeweilige biomechanische Konstitution des Läufers an. Die Muskulatur wird unterstützt, aktiviert und das Sprunggelenk stabilisiert, wodurch Pro- oder Supination und Überpronation völlig irrelevant werden. Die adaptive Dämpfung soll helfen die entsprechende Muskulatur wirksam und nachhaltig zu stärken um dauerhaft einen natürlichen Bewegungsablauf ohne Stütze zu erreichen.
Daten / Fakten
Die Zehenbox des Cloudsurfers ist beispielsweise im Vergleich mit meinen Schuhen von Mizuno oder Saucony minimal breiter, wie man beispielsweise auch der Breite der Innensohle entnehmen kann.
Die Fersenschale ist hoch schließend, hält dadurch den Schuh gut am Fuß, ist aber angenehm weich gepolstert und drückt daher weder an der Achillessehne, noch am Knöchel.
Die Zunge des On Cloudsurfer ist ziemlich dünn, bietet also wenig Polster. Die flachen Schnürsenkel haben bei mir aber nicht unangenehm auf den Spann gedrückt.
Ich trage in der Freizeit die Schuhgröße 44, den Cloudsurfer in der Größe 45, wie auch Saucony, New Balance oder Nike. Im Vergleich dazu, trage ich beispielsweise Mizuno in 44.5.
Gewicht bei Schuhgröße 45: | 332g |
Höhe Ferse: | 22mm |
Höhe Vorfuß: | 15mm |
Sprengung: | 7mm |
Länge Innensohle: | 300mm |
Breite Innensohle: | 105mm |
Pronationsstütze: | keine |
Kategorie: | Agiler Trainingsschuh für die Straße |
Laufgefühl
Das erste Mal bin ich den Cloudsurfer zwei Tage, nachdem ich den erhalten hatte, auf meiner Hausstrecke, der Rheinbahntrasse gelaufen. Lockere 16 Kilometer wurden es und der Schuh zeigte mir, dass er zwar äußerlich meinem Lieblingsschuh für lange Läufe, dem Cloudrunner, nicht unähnlich ist, sich aber doch deutlich anders läuft. Der Cloudrunner ist ein angenehm gedämpfter Schuh, mit dem ich meine ersten Läufe über 30 Kilometer und mehr gemacht habe. Der Cloudsurfer bietet zwar durch die Clouds einen ähnlichen Dämpfungskomfort, ist aber aggressiver ausgelegt. Schon nach wenigen Kilometern zeigte mir ein Blick auf die Laufuhr, dass ich deutlich schneller unterwegs war, als gedacht und nachdem der Lauf abgeschlossen war, zeigte sie eine Durchschnittspace von 4:50 Minuten pro Kilometer an.
Wer schon einmal Schuhe dieses Herstellers gelaufen ist, wird das Laufgefühl kennen: der Schuh sitzt angenehm am Fuß, es drückt nirgends und durch die Wölkchen bieten die Schuhe eine sehr gute Dämpfung. Auch der Cloudsurfer vermittelte mir direkt dieses angenehme Laufgefühl.
Für meinen zweiten Lauf mit dem Schuh hatte ich mir etwas ungewöhnliches überlegt: ich bin an einem Donnerstag Abend nach der Arbeit zu einem längeren Lauf mit dem Cloudsurfer von Essen, über Velbert, nach Wuppertal aufgebrochen. Bei dem Lauf über mehr als 30 Kilometer bin ich über Straßen und durch 1-2 Wälder gelaufen. Der Schuh zeigte sich auf jedem Untergrund von seiner besten Seite. Im Wald bin ich leider auch durch ein Bächlein und etwas Matsch, was bei älteren Schuhen des Herstellers ab dem Zeitpunkt mit quitschenden Clouds quittiert worden wäre. Bei den Modellen ab Herbst 2015 hat On die Gummimischung verbessert und auch auf feuchtem Untergrund quitschen die Schuhe kaum noch. Ob die neue Gummimischung sich positiv oder negativ auf die Langlebigkeit auswirkt, werden wir im Langzeittest sehen.
So schön der neongelbe Cloudsurfer aussieht, ist er für den Herbst eventuell die falsche Farbwahl gewesen, denn Schmutz und Dreck machen nicht nur der gelben oberen Stoffschicht zu schaffen, sondern auch dem darunter liegenden weißen inneren Stoff. Bekommt man mit einem feuchten Tuch den äußeren Stoff noch relativ gut sauber, hat man spätestens dann verloren, wenn der innere helle Stoff verdreckt ist. Eventuell würde hier eine Runde in der Waschmaschine helfen, aber man liest überall, dass der Kleber der Laufschuhe allgemein dies nicht gut verträgt, weswegen ich meine nur mit einem feuchten Tuch reinige.
Mein dritter Lauf führte mich von Essen über Mülheim nach Duisburg. Die Strecke, die ich mir vorher auf der Karte zusammengeklickt hatte, führte mich am Sportpark Wedau vorbei, bei dem ich spontan beschloss noch eine Schleife um die Abends beleuchtete Regattabahn zu laufen. Ich glaube dies zeigt deutlich, wie viel Spaß der Schuh macht, denn ich war zu dem Zeitpunkt schon 20 Kilometer gelaufen und hätte eigentlich nur noch 2 1/2 bis 3 Kilometer zum Duisburg HBF gehabt. Der Schuh machte aber soviel Spaß, dass ich spontan um circa 4 Kilometer verlängert hatte.
Es folgten mehrere weitere Läufe auf Distanzen zwischen 15 und 25 Kilometern, wobei einer mit 2 Laufpartnern stattfand: Manuel trug den neuen Cloudflyer, Joerg den alten Cloudsurfer und ich das aktuelle Modell. Die Schuhe von Manuel und mir quietschten im Gegensatz zum alten Cloudsurfer von Joerg nahezu gar nicht auf nassem Asphalt. Hier hat On wirklich einen guten Job gemacht.
Der bisher längste Lauf mit dem Schuh führte mich an einem frühen Sonntag Morgen von Düsseldorf Benrath über Leverkusen nach Köln. Viel Asphalt, zwischendrin ein paar geschotterte Wege und ein paar Lehmpisten. Klar, nach etwas über 40 Kilometern weiß man was man getan hat, aber unterwegs hat der Schuh immer gut mitgemacht. Es hatte zwischendurch geregnet und an einem Anleger, an welchem ich kurz pausiert hatte, holte ich mich nasse Füße, da ich mich am Rand niederließ und eine Welle zu hoch schwabte, aber die Schuhe hatten auf dem Asphalt weiterhin einen guten Halt. Auch bei diesem Lauf war wieder deutlich die gegenüber den alten Modellen verbesserte Gummimischung festzustellen.
Langzeittest
Ich bin den Cloudsurfer mittlerweile insgesamt 230 Kilometer gelaufen. Deswegen dauerte es auch bis zu diesem Testbericht so lange, denn neben dem tollen Design ist die neue Gummimischung eine Verbesserung gegenüber dem Vormodell und ich wollte feststellen, ob sich die Strapazierfähiogkeit gegenüber meinem On Cloudrunner verbessert hat. Das sich die neue Gummimischung bei Regen, beziehungsweise auf nassem Untergrund besser schlägt, konnte ich relativ schnell feststellen. Die alte Gummimischung hatte aber auch bezüglich der Haltbarkeit ihre Probleme: wie man in meinem Testbericht zum alten Cloudrunner lesen konnte, konnte es vorkommen, das die Wölkchen abrissen. Für den Kunden wurde seitens On schnell und kulant mit Ersatz geholfen, trotzdem interessierte mich natürlich wie die Abnutzung des Cloudsurfers im Vergleich mit dem Cloudrunner ist. Ich bin meine ersten Cloudrunner leider nur 212 Kilometer gelaufen, bis sich während eines Laufs gleich zwei Cloudelemente verabschiedeten. Die Abnutzung der Sohle ist beim Cloudsurfer meines Erachtens nach besser. Der On Cloudsurfer hat nun nicht nur länger gehalten, als mein erstes Paar Cloudrunner, sondern die Sohle macht immer noch einen sehr guten Eindruck.
Ich laufe den Cloudrunner sehr gerne auf allen Distanzen ab ungefähr 20 Kilometer aufwärts. Klar könnte ich den Schuh auch für Distanzen darunter tragen, aber diese laufe ich zum einen eher selten und zum anderen, wenn ich diese laufe, dann meist als Tempodauerlauf, für welche ich dann nochmals leichtere Schuhe (beispielsweise Wettkampfschuhe oder den On Cloud) trage.
In den bisherigen 230 Kilometern macht der On Cloudsurfer einen absolut guten Eindruck. Für mich war es die perfekte Wahl: habe ich früher gern den On Cloudrunner auf langen Läufen getragen, ist es jetzt der On Cloudsurfer, der dynamischer ist und daher genau meine Tempoentwicklung mitmacht.
Daher ist der On Cloudsurfer mein Tipp für alle Läufer, die einen gut gedämpften Schuh suchen, der gerne mal einen Tempodauerlauf mitmacht oder einen schnell gelaufenen langen Lauf. Wer bisher den On Cloudrunner gelaufen ist und eine passende Weiterentwicklung sucht, die zur eigenen Leistungssteigerung passt, der/die sollte auch ruhig mal einen Blick auf den Cloudsurfer werfen.
Cloudsurfer Challenge
Weil es zeitlich genau mit der Veröffentlichung meines Testberichts zusammen passt, möchte ich kurz auf die aktuelle Cloudsurfer-Challenge von On aufmerksam machen: der Cloudsurfer durfte beweisen, ob er den Namen Cloudsurfer auch zurecht trägt, also ob man mit dem Schuh auch surfen kann.
Die Jungs/Mädels von On haben es getestet. Das Ergebnis seht ihr in folgendem Video: „Can you surf in your Cloudsurfers? Shoes On. Game On.“.
Als das geklärt war, kam bei den Schweizern die Frage auf, was kann man noch alles mit dem Cloudsurfer anstellen? Die Antworten verschiedener Top-Athleten findet man unter dem Hashtag #shoesongameon. Lasst euch überraschen.
Transparenz
Die Schuhe (On Cloudsurfer 2015) wurden mir für den Test freundlicherweise von der Firma On kostenfrei zur Verfügung gestellt. Den Testbericht habe ich aus freier Hand geschrieben. Es wurde keinerlei Einfluss auf den Inhalt oder die Bewertung genommen.
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