5. Allbaulauf Essen 2015
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Ein Wettkampf im erweiterten Wohnzimmer
Nachdem mein Versuch endlich eine neue persönliche Bestzeit für 10km in einem offiziellen Wettkampf beim Ruhrstadtlauf in Schwerte kläglich gescheitert war, hatte ich zwar vor dieses Jahr einen erneuten Versuch zu starten, aber noch keine Konkrete Veranstaltung im Blick. Meine bisherige offizielle Bestzeit belief sich also weiterhin auf 45:10 Minuten, auch wenn ich im Training schon deutlich schnellere 10km gelaufen bin.
Zur Erinnerung: Ziel beim Ruhrstadtlauf in Schwerte waren sowohl für Sebastian von meiner Laufcrew TwittRunner Ruhr, als auch für mich eine sub44, also 43:xx Minuten. Ich bin mit 47:12 Minuten grandios aufgrund von viel zu schnell gelaufenen ersten 3km, sowie viel zu heißen Temperaturen gescheitert, Sebastian ist mit 44:09 nur knapp drüber geblieben.
Ziemlich unerwartet brachte ein weiteres Mitglied meiner Laufcrew, Michael, den AllbauLauf ins Gespräch. Von diesem hatte ich zwar gelesen, aber ich hatte ich vollkommen aus den Augen verloren. Der AllbauLauf wird vom Team Essen 99 organisiert und wird auf der Rheinbahntrasse gelaufen, also meiner Hausstercke, auf welcher ich seit 2012 schon laufe. Start/Ziel ist am Niederfeldsee, der Bambinilauf geht um den See und der 5km-Lauf geht bis zum Abzweig Böhmerstraße und von dort aus auf dem selben Weg wieder zurück (Wendepunktstrecke). Beim 10km-Lauf sollte die 5km-Strecke zwei mal gelaufen werden. Daher war keine großartige Überlegung notwendig, sondern ich sagte sofort zu und meldete sowohl Michael, als auch mich für kleines Geld bei diesem Wettkampf an.
Das Training
Nach dem Halbmarathon mit den Intervallen angefangen um mein Bestzeit für 10km zu verbessern. Dies sollte ursprünglich zusammen mit Sebastian von meiner Laufcrew beim 9. Schwerter Ruhrstadtlauf geschehen, hat aber bei mir leider nicht funktioniert. Sebstian hat zwar die sub44 ganz knapp verfehlt, aber zumindest seine persönliche Bestzeit verbessern können. Vor dem Ruhrstadtlauf habe ich drei Intervalltrainings gehabt und danach nochmals zwei weitere Intervalltrainings vor dem AllbauLauf. Genau eine Woche vor dem Wettkampf habe ich einen Tempodauerlauf auf der Rheinbahntrasse in Richtung Mülheim HBF durchgeführt und dabei 10km in 43:46 Minuten durchgeführt. Neuer Rekord für mich und bestes Omen für den Wettkampf.
Der Wettkampf
Ich bin die Strecke am Vortag des Wettkampfes nochmals mit dem Fahrrad abgefahren um mich zu vergewissern ob der Wendepunkt der Strecke an der Stelle ist, wie ich es mir dachte. Außerdem war ich neugierig darauf ob schon irgendwas an der Strecke zu sehen war. Bis auf ein paar Markierungen mit Sprühkreide, welche nur dem auffielen, der danach suchte, war der Strecke noch nicht anzusehen, das dort am Folgetag ein Wettkampf stattfinden sollte.
Mit Michael verabredete ich, das dieser bei uns in der Siedlung parkt und wir zusammen von mir aus zu Fuß rüber zum Start laufen. Das war zeitlich kein Problem, da man auch durch schnelles Gehen in 10-15 Minuten zum Niederfeldsee kommt.
Über Twitter haben wir noch mitbekommen, das Sebastian B. (@sebrandt), ein ehemaliger Essener, welcher mittlerweile im Rheinland wohnt, auch bei diesem Wettkampf, aber auf der 5km-Distanz teilnehmen wollte. Der Wettkampf war für ihn interessant, da er hier gewohnt hat, jahrelang auf der Strecke gelaufen ist und beim Team Essen 99 trainiert hatte. Nachdem Michael und ich im langsamen Joggingtempo am Niederfeldsee angekommen waren, unsere Startunterlagen abgeholt hatten, konnten wir mit Sebastian ein paar Worte wechseln. Er hatte zu dem Zeitpunkt den 5km-Lauf schon hinter sich gebracht und dabei seine Zielzeit unterboten. Es ist immer wieder schön persönlich ein paar Worte mit den Läufern zu wechseln, von deren Leben man sonst nur auf Twitter liest.
Der FC Kray war ebenfalls schon vollzählig am See versammelt, da dessen Spieler auch beim 10km laufen sollten, schließlich war doch der Namensgeber Allbau der Trikotsponsor des Vereins. Eine schöne Überraschung war, das ich dadurch auch Philip M., einen Spieler des FC Kray wieder traf, mit dem ich beim METRO GROUP Marathon in Düsseldorf die letzten 6km meiner zweiten Staffel gelaufen bin. Die Welt ist wirklich klein und man sieht sich wirklich mindestens zwei mal im Leben. Während ich noch überlegte ob er es war, kam er auf uns zu und fragte mich direkt ob ich mich noch an ihn erinnere. Wir tauschten uns kurz aus und wünschten uns natürlich viel Erfolg beim Wettkampf.
Vor dem Start suchten Michael und ich noch das stille Örtchen um etwas den Druck von der Blase zu nehmen. Der Weg dahin war leider nicht gut ausgeschildert und die Duschen und Toiletten mit ca. 600m etwas weit ab vom Start/Ziel-Bereich.
Nachdem wir wieder zurück waren, wurden die Läufer auch schon aufgefordert sich in den Startbereich zu begeben, in welchem wir uns relativ mittig positionierten. Der Start befand sich unten neben dem eckigen der beiden Seen. Man musste beim Start etwas darauf acht geben, das man nicht den Nebenmann in den nicht durch einen Zaun abgetrennten See schubste oder selbst in diesen fiel. Der Teamchef Peter Berghaus vom Team Essen 99 lies es sich nicht nehmen noch ein paar Worte vor dem Start an uns zu richten und pünktlich um 16:15 Uhr unseren Lauf zu starten.
In erster Reihe hatten sich die Spieler des FC Kray, sowie Mehdi Khelfi der schnellste Läufer vom Team Essen 99, positioniert. Michael und ich liefen ungefähr 300m zusammen, bis Michael mir ebenfalls viel Glück wünschte und mir sagte ich solle Gas geben. Er plante eine Zielzeit um 45:xx und ich eine sub44, weswegen ich den Lauf natürlich etwas flotter angehen musste. Sebastian, mit dem ich den Ruhrstadtlauf gelaufen war, hatte sogar eine sub43 von mir verlangt, schließlich sollte ich ein neues Ziel für ihn definieren. Ich musste also für sub44 einen Schnitt von mindestens 4:24 Minuten/Kilometer laufen und für sub43 mindestens 4:18 Minuten/Kilometer. Von daher musste ich es direkt ernst angehen und konnte nicht eine Runde warm laufen, sondern suchte mir meinen Weg zwischen den anderen Läufern nach vorne.
Bei ungefähr 500m kam die einzige Rampe auf der Strecke die es hoch zu laufen galt, welche ich aber ohne Zeitverluste hinter mich brachte. Ungefähr nach dem ersten Kilometer, den ich in 4:02 Minuten hinter mich gebracht habe, lief ich im vorderen Feld aus 5-6 Läufern. Medhi von Team Essen 99 lief nahezu außer Konkurrenz alleine vorne weg.
Auf der langen Graden in Richtung Böhmerstraße konnte ich mich vor einen Läufer mit Mizuno Hitogamis setzen. Ich konnte mich aber nicht direkt wieder einordnen, denn ein paar Radfahrer fuhren ungefähr mein Tempo neben mir auf der weiterhin für Spaziergänger und Radfahrer offenen Trasse. Ein klein wenig nervig, denn diese hätten ja ohne Probleme beschleunigen oder kurz abbremsen können, damit ich mich wieder rechts einordnen kann. Zumal am Rand wenigstens etwas Schatten durch kleine Büsche und Bäume gespendet wurden. Den zweiten Kilometer habe ich laut Tracking in 4:00 Minuten hinter mich gebracht und lief nun auf den Wendepunkt zu.
Eigentlich ist der AllbauLauf ganz praktisch organisiert, denn die Trasse teilt sich kurz vorher auf und 2 Wege laufen parallel zu dem Platz an dem der Wendepunkt eingerichtet war. Da der bessere Punkt um von einem Weg wieder auf den anderen zu wechseln aber noch ein Stück weiter gewesen wäre, führte die Strecke uns Läufer in einer scharfen Kehre über einen Mannbreiten Weg zwischen den Sträuchern hindurch. Dort wartete auch der Verpflegungspunkt an dem uns Wasser gereicht wurde, was mir aber bei km 2,5 noch zu früh war.
Mit dem Läufer in den Hitogamis, die ich hauptsächlich für meine Intervalltrainings nutze, lief ich nahezu im belgischen Kreisel, denn mal setze er sich vor mich und mal ich mich vor ihn. Auf dem Weg zurück vom Wendepunkt zum Start kam mir Michael entgegen, der mir signalisierte das alles prima war und ich so weiter machen solle. Später erzählte er mir, das ich zu dem Zeitpunkt ungefähr 5 Läufer vor mir hatte. Den dritten Kilometer lief ich, vermutlich aufgrund des Wendepunkts mit 4:12 Minuten etwas langsamer, aber immer noch unter der Durchschnittspace, welche ich mindestens laufen musste um sub 44 oder gar sub43 zu erreichen.
Nach den ersten 3 Kilometern fühlte ich mich auch deutlich besser, als beim Ruhrstadtlauf in Schwerte. Trotz, das ich noch immer perfekt in der Zeit lag, habe ich nochmals etwas beschleunigt um mit dem Läufer in den Hitogamis Schritt zu halten und den letzten etwas langsameren Kilometer auszugleichen. Nach dem vierten Kilometer zeigte die Uhr daher 3:50 Minuten, was nachher mein schnellster Kilometer sein sollte.
Jetzt führte mich die Strecke wieder die Rampe hinab und einmal kurz um den See um am Start kurz zu wenden und die Strecke ein zweites Mal zu laufen. Auf dem Weg kam mir Philip vom FC Kray entgegen und signalisierte mir ebenfalls das ich eine super Zeit lief. Bei der Runde um den See wurden wir Läufer auch wieder vom sich hauptsächlich dort aufhaltendem Publikum angefeuert. Die Anzeige am Start/Ziel zeigte als ich über die Linie lief, das ich die 20:00 Minuten nur knapp verpasst hatte und meine Uhr zeigte 4:04 Kilometer für den vergangenen Kilometer.
Aufgrund dessen, das ich wieder um den See und die Rampe hoch laufen musste, sollte mir die Uhr am Ende des sechsten Kilometers 4:31 Minuten anzeigen, was meine langsamste Runde bis dahin bedeutete. Der Läufer mit den Hitogamis überraschte mich, indem er kurz hinter der Rampe an den Rand lief um kurz die Blase zu leeren. Damit war ich also wieder vor ihm, merkte aber zwischen Kilometer 6 und 7, das mir die warmen Temperaturen doch zu schaffen machten. Eine Verpflegungsstation zwischen Kilometer 5 und 6 wäre schön gewesen, gab es aber nicht. Ich musste mich daher zu noch etwas gedulden, bis es bei Kilometer 7,5 etwas Wasser gab.
Kilometer 7 lief ich mit 4:19 Minuten aufgrund mich verlassender Kräfte auch langsamer als die Kilometer 1-5, aber fast wieder im Schnitt um noch sub43 zu laufen. Beim Lauf selbst achtete ich aber nicht so sehr auf die Zeit, sondern merkte nur den Leistungseinbruch und den Kampf gut zum Verpflegungspunkt zu kommen. Wie gut die Zeit bis dahin war, war mir zu dem Zeitpunkt gar nicht bewusst. Nach dem Wendepunkt hielt ich ganz kurz am Verpflegungspunkt an um in Ruhr einen 1-2 mal am Wasserbecher zu nippen. Während des Laufs trinke ich ungern, da ich mich da eher verschlucke, die Atmung durcheinander bringe und ich daher mehr Zeit dadurch verliere - Gerade bei einem schnellen Wettkampf.
Während ich trank holte mich auch der Läufer mit den Hitogamis wieder ein und als er an mir vorbei lief, sagte mir meine Blase das ich doch auch mal kurz austreten soll. Daher stellte ich mich auch kurz an die Büsche, bevor ich weiter lief um irgendwie doch noch den Läufer in den Hitogamis einzuholen. Mit 4:48 Minuten lief ich durch die Trink- und Pinkelpause natürlich den deutlich langsamsten Kilometer und rechnete überhaupt nicht mehr mit einer sub33.
Michael, der mir aber kurz darauf wieder entgegen kam, hob abermals den Daumen, von daher lies ich mich nicht entmutigen und beschleunigte wieder, was nach der Erfrischung auch wieder möglich war. Mit 4:15 Minuten für Kilometer 9 auf der langen Graden, war ich wieder auf einem guten Weg.
Auf dem letzten Kilometer kam mir erneut Philip entgegen. Ich versuchte immer wieder zwischendurch aktiv die Schrittfrequenz zu erhöhen um dadurch leichter ein hohes Tempo zu laufen. Der letzte Kilometer war wirklich ein Kampf, denn ich wollte nicht langsamer als Kilometer 9 laufen. Die Rampe kam in den Blick und vor mir sah ich uneinholbar den Läufer mit den Hitogamis schon am See. Eine Helferin feuerte mich noch an, während ich wieder die Rampe runter lief. Endspurt - Nur noch um den See rum. Die Zuschauer machten ordentlich Stimmung und ich gab nochmals alles was noch ging und lief den letzten Kilometer in 4:10. Beim Lauf über die Ziellinie habe ich im Augenwinkel eine 42 gesehen und war total verwundert. Was daran schuld war, das ich vergas meine Uhr zu stoppen bis Michael auch im Ziel war, weiss ich nicht. Ob es die 42 auf der Uhr war oder einfach die Erleichterung endlich im Ziel zu sein.
Im Ziel
Nachdem ich im Ziel war, schwankte ich zu einer Stelle vor der Ziellinie neben der Strecke um auf Michael zu warten. Auf dem Weg dort hin gratulierte mir der Läufer mit den Hitogamis zum Lauf und ich konnte es nur zurück geben, denn wie er nach der Pinkelpause wieder auf und mich überholt hatte, war echt eine Leistung.
Während ich auf Michael wartete, bereitete ich mein Handy vor um ein paar Schnappschüsse oder ein Video von seinem Zieleinlauf zu machen. Nach 45:42 Minuten lief Michael über die Ziellinie und hatte somit seine vorausgesagte Zielzeit getroffen.
Nachdem er auch im Ziel war, suchten wir den "Nachzielbereich" auf, in welchem es Wasser, alkoholfreies/alkoholhaltiges Bier, Bananen, Apfelschnitten und Orangen für uns Finisher gab. Als wir dort standen und uns ein alkoholfreies Bier gönnten, kam Teamchef Peter Berghaus vom Team Essen 99 mit ein paar Bananen auf uns zu und bot uns diese an. Wir beglückwünschten ihn zu dem prima organisiertem Lauf und unterhielten uns kurz. Er bot mir an mal beim Training seiner Mannschaft vorbei zu schauen, vergaß nicht zu erwähnen, dass er auch den Seelauf am Baldeneysee organisiert und wir doch auch da vorbei kommen sollen.
Außerdem bot er uns einen Ausblick auf das kommende Jahr. Der AllbauLauf soll noch attraktiver werden, indem er die Strecke Richtung Mülheim HBF nutzt, wenn diese offiziell eröffnet ist und dadurch noch schneller und interessanter wird. Ich bin diesen noch nicht offiziell eröffneten Trassenabschnitt schon gelaufen und finde ihn echt gut. Auf dieser Strecke lief ich eine Woche vor dem AllbauLauf bis dahin persönliche Bestzeit im Training.
Michael und ich konnten leider nach dem Lauf nicht mehr so lang bleiben, da wir beide noch andere Verpflichtungen hatten. Daher kauften wir noch schnell 2 Shirts vom AllbauLauf und joggten langsam wieder zu mir zurück.
Die Einnahmen aus dem Lauf und dem Shirt-Verkauf kamen einem guten Zweck zugute: Das Team Essen 99 spendete 6 Bäume am Niederfeldsee, bzw. der Trasse, da hier der Sturm Ela leider auch gut zugeschlagen hatte. Diese Bäume wurden gepflanzt als wir uns auf den Heimweg machten.
Nachdem die offiziellen Ergebnisse online verfügbar waren, erfuhr ich auch die genaue Zeit und meine Platzierung beim Lauf: Ich wurde mit 42:10 Minuten Gesamt-Elfter und dritter in der Altersklasse M30. Meine Fazit aus diesem Wettkampf: Ich sollte nicht nur Beine, Atmung, Athletik trainieren, sondern auch meine Blase. Auf einem 10km-Wettkampf sollte ich nicht pinkeln müssen. Das bringt mir beim nächsten mal mindestens 20 Sekunden.
Zahlen & Fakten
Streckenlänge: | 10km |
Zielzeit: | 42:10 |
Platzierung: | 11/115 |
Platzierung AK (M30): | 3/7 |
Webseite: | http://www.allbaulauf.de/ |
Ergebnisse: | http://my1.raceresult.com/36443/results?lang=de |
Strava: | https://www.strava.com/activities/334303210 |
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